Der Umgang mit Tirol

Es reicht.  Mir reichts!

Ich bin sowohl beruflich als auch privat sehr viel in ganz Österreich unterwegs und empfinde unser ganzes Land von Vorarlberg bis Niederösterreich, Wien oder Burgenland als ein schönes Fleckchen Erde. Vielfältig und bewohnt von durchaus sympathischen Einwohnern mit denen ich, wie man so schön sagt, immer gut zusammenkomme. Fast jedes Mal durch meinen Dialekt als Tiroler identifiziert kommt vom Gegenüber  der Spruch: „Bisch a Tiroler, bisch a Mensch….“ , meist vorgetragen mit einer Mischung aus Abscheu und leiser Bewunderung. Es treibt mir sofort die Schamesröte ins Gesicht und so entschuldige ich mich immer sofort für diese Dummheit. Der Satz zeugt einfach von unerträglicher „Mir san Mir Präpotenz“.

Genauso dumm ist der beliebte Reflex der Tiroler Regierungen, seit unserem Landeshauptmann Wallnöfer selig, das eigene Versagen den Wienern umzuhängen. Der Beifall war immer sicher und trotzdem falsch.

Aber die jetzt betriebene Hetzjagd auf uns durch ORF und Printmedien geht entschieden zu weit. Daher kurz meine Sicht:

Der Virus kommt aus Wuhan, nicht aus Ischgl. Den dortigen und viele andere chinesische wet markets kenne ich seit meiner Studienreise nach China und der Ursprung der Pandemie wundert mich kein bisschen….

Das lokale Krisenmanagement Tirols im vergangenen März war sicher kein Ruhmesblatt. Die Untersuchungskommission hat u.a. einen überforderten Landesrat und Inkompetenz festgestellt. Beides in Österreich weit verbreitet. Schlimm, aber weder Absicht noch ein Delikt. Niemand hat damals auch nur annähernd gewusst, wie mit Pandemie und nachfolgender Evakuierung umzugehen ist. Ich bin felsenfest davon überzeugt, wenn man März 2020 bis Feber 2021 im NACHHINEIN durch eine Kommission überprüfen lassen würde, bekämen sämtliche europäischen Länder mit ihren Krisenmanagements insgesamt ein „Nicht Genügend“. Dass Ischgl der Superspreader Europas wurde, und nicht die Karnevalisten von Heinsberg (D), liegt einfach an der Tatsache, dass in Heinsberg kaum jemand Urlaub macht und den Virus dann nach Hause trägt … Im Sommer wäre es statt Ischgl wahrscheinlich Mallorca gewesen.

Ich habe es einfach satt, dass wir Tiroler als geldgierige und rücksichtslose Mauschler dargestellt werden, die jetzt auch noch Schifahren gehen wollen. Jede Studie, dass die Gefahr dabei beherrschbar ist, dass unsere Pisten und Anlagen ohnehin fast leer sind, wird vom Tisch gewischt. Kann das ein Neidkomplex sein?  Warum wollte man Tirol mit einer Infektionsrate im österreichischen Mittelfeld, vollkommen abriegeln? Wir haben zu Beginn der Pandemie am meisten unter der (ungesetzlichen) Quarantäne gelitten, unsere tourismusintensive Wirtschaft liegt vollkommen am Boden. Die gleichen Politiker die im Winter in Kitzbühel oder St. Anton aus den VIP Logen lächeln, trampeln jetzt auf uns herum. Wir brauchen kein Mitleid, aber Fairness sollte möglich sein.

Die Steuern und Abgaben aus Tirol fließen in den Staatssäckel, während wir mit den zahlreichen negativen Begleiterscheinungen fertig werden müssen. Natürlich gibt es dadurch Verwerfungen, aber in einem kapitalistischen System ist in erster Linie die Politik am Zug, die Geldgier in Schranken zu weisen, nicht die Unternehmer.

Außerdem: Gegen das Komplettversagen von EU und Bundesregierung bei der Beschaffung der Impfdosen, ist das Krisenmanagement in Ischgl aus meiner Sicht eine Glanzleistung gewesen. Europa mit nahezu unbegrenzten Geldmitteln schafft es nicht, genügend Vakzine zu beschaffen und muss jetzt um Sputnik V geradezu betteln. Leute sterben, die ständigen Lockdowns ruinieren uns langsam, BRAVO! Israel, USA, GB Russland impfen, wir müssen uns vor Mutationen fürchten.

Vieles könnte man noch dazu sagen, z. B über den orangen Status von Wien und dem dortigen Wunsch nach Teilzeitöffnung in der Gastronomie. Ein Schelm wer sich darüber in einem Ballungsraum von knapp zwei Millionen Menschen wundert. …….

Sosehr ich mich beim denkwürdigen ORF Interview von Herrn Landesrat Tilg vor Schmerzen gekrümmt habe, sosehr bin ich jetzt mit der Rhetorik unser Politiker einverstanden.

Die kürzlich getroffenen Maßnahmen sind in der Form sicher verkraftbar. Der momentane Umgang mit uns, liebe Freunde aus dem Osten, ist es ganz und gar nicht. Es reicht. Mir reichts.

Markus Mair (weder direkt noch indirekt vom Tourismus abhängig)

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